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Was ist Legasthenie?

Legasthenie wird schon seit dem 19. Jahrhundert erforscht. Die Ersten, welche das Phänomen der Legasthenie erforschten, waren Mediziner am Ende des 19. Jahrhunderts. In der Folge wurde lange Zeit, und tatsächlich noch bis heute, von einer Krankheit gesprochen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Legasthenie bedauerlicherweise bis heute als Krankheit. Legasthenie und Dyskalkulie sind aber keine Krankheiten, Behinderungen, Störungen oder Schwächen. Betroffene finden lediglich mit den üblichen in den Schulen angebotenen Lehrmethoden für das Schreiben, Lesen und Rechnen nicht das Auslangen. Für ihre speziellen Bedürfnisse gibt es abgestimmte Methoden. Später befassten sich Psychologen und Soziologen ebenfalls mit dem Thema Legasthenie, was zu einer weiteren Belebung der Legastheniepathologisierung führte, denn Legasthenie ist genetisch veranlagt. Die pädagogisch-didaktische Förderung für Menschen mit Problemen beim Erlernen der Kulturtechniken rückte in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund.


AFS-Test bei der Feststellung einer LRS

Wird im Rahmen der pädagogischen Testung nach der AFS-Methode erkannt, dass das Kind eine LRS hat, kann durch gezieltes Üben am Symptom (an den Fehlern) und durch Intervention auf psychologischer und medizinischer Ebene dem Kind geholfen werden. Da es bei diesen Kindern keine differenten Sinneswahrnehmungen gibt, helfen pädagogisches Training und Üben im Symptombereich, um zukünftig Fehlerhäufungen zu vermeiden und gute Verbesserungen zu erzielen.


Pädagogische Definition von Legasthenie

Es zeigte sich, dass Menschen mit einer Legasthenie / Dyskalkulie eine pädagogisch-didaktische Förderung benötigten. Denn nur aufgrund von Therapien konnten betroffene Personen das Schreiben, Lesen und Rechnen nicht erlernen. Tatsächlich helfen legasthenen Menschen individuelle pädagogische Methoden beim Erlernen der Kultursprache. Die vorrangige Förderung sollte bei einer Legasthenie / Dyskalkulie somit in den pädagogisch-didaktischen Bereich fallen. Nur ein Pädagoge ist grundsätzlich dazu ausgebildet, Menschen das Schreiben, Lesen und Rechnen zu lehren. Dies gilt vor allem auch für all jene mit besonderen Anforderungen in diesem Bereich.

Aufgrund dieser Kenntnisse definierte Dr. Astrid Kopp-Duller (1995) in ihrer Forschungsarbeit Legasthenie wie folgt:

“Ein legasthener Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Symbole wie Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierten Teilleistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen, dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens.“

2010 ergänzte sie die Definition mit: „Legasthene und dyskalkule Menschen haben eine besondere Informationsverarbeitung und dadurch bedingt eine besondere Lernfähigkeit, welche an die pädagogisch-didaktische Interventionsebene hohe Anforderungen stellt.“

Diese von Dr. Kopp-Duller aufgestellte pädagogische Definition des Begriffes Legasthenie bezieht sich vorwiegend auf durchschnittlich oder überdurchschnittlich begabte Menschen. Die pädagogische Forschung entwickelt deshalb Testverfahren und Methoden, die den besonderen Anforderungen von Menschen mit Legasthenie entsprechen. Diese Menschen generell als schwach, gestört, krank oder gar behindert zu bezeichnen, ist wohl sehr kühn. Doch hat dies wohl auch für Ärzte und Psychologen einen tieferen Sinn, denn sie können nur bei Krankheitsbildern zum Einsatz kommen.


Was passiert bei legasthenen Menschen?

Sobald sich das Kind mit Buchstaben und Zahlen beschäftigt, entsteht eine zeitweise Unaufmerksamkeit. Das Kind lehnt eine Auseinandersetzung mit Symbolen intuitiv ab. Das Kind hat differente Sinneswahrnehmungen, die nicht ausreichend für das Erlernen des Lesens, Schreiben und Rechnens geschärft sind. Es entstehen Wahrnehmungsfehler. Wegen der unscharfen Sinneswahrnehmungen entsteht eine zeitweise Unaufmerksamkeit beim Schreiben, Lesen oder Rechnen. Es kommt zu Wahrnehmungsfehlern.


Unterschied Legasthenie – LRS (Lese- Rechtschreibschwäche)?

Gengesteuerte Entwicklungsprozesse im Gehirn beeinflussen bei legasthenen und dyskalkulen Kindern die Sinneswahrnehmungen. Dadurch haben sie eine andere Informationsverarbeitung, gefolgt von einer anderen Lernfähigkeit. Gedanken stehen bei betroffenen Kindern oft mit dem Handeln nicht im Einklang. Fälschlicherweise werden die Wahrnehmungsfehler von legasthenen und dyskalkulen Kindern oftmals als Rechtschreibfehler abgetan.

Bei LRS-Kindern kann man die Fehler, die sie beim Schreiben und Lesen machen, nicht auf differente Sinneswahrnehmungen zurückführen. So kann eine intelligenzunabhängige Lese-, Schreib- oder Rechenschwäche im Rahmen einer allgemeinen Lernstörung multikausal sein. Diese ist bedingt durch besondere Umstände (Lerndefizit durch Krankheit, zu wenig Übungseinheiten, einen Todesfall in der Familie, Scheidung der Eltern etc.) und aufgrund einer vom Kind erworbenen Problematik. Hier kann verstärkt an den Symptomen gearbeitet werden. Es fällt in pathologische Bereiche, da man von tatsächlichen Störungen und Krankheitsbildern sprechen kann.

Natürlich müssen sowohl bei einem legasthenen / dyskalkulen Kind als auch bei einem Kind mit Lese-, Schreib- oder Rechenschwäche eventuelle Sekundärproblematiken mitberücksichtigt werden und Hilfe von Experten auf medizinischer und/oder psychologischer Ebene in Anspruch genommen werden.


Wird Legasthenie vererbt oder erworben?

Eine intelligenzunabhängige Legasthenie / Dyskalkulie ist keine Krankheit, sondern meist genbedingt, die Chromosomen 1, 2, 3, 4, 6, 15, 17, 18 sind maßgeblich an der erblichen Weitergabe beteiligt. Forschungen haben gezeigt, dass gengesteuerte Entwicklungsprozesse im Gehirn die Sinneswahrnehmungen beeinflussen. Auch positive und negative Einflüsse aus der Umwelt bestimmen mit, wie sich eine Legasthenie auf das Leben des Menschen auswirkt.


Wie weit verbreitet ist Legasthenie?

Man schätzt, dass heute ca. 15% der Weltbevölkerung von Legasthenie / Dyskalkulie betroffen sind. In einer Klasse mit 20 Schülern könnte das drei Kinder betreffen. Ist Legasthenie / Dyskalkulie bereits ein Thema in der Familie, dann ist die Wahrscheinlichkeit zwischen 60 bis 70% Prozent, dass Legasthenie / Dyskalkulie weitervererbt wird.


Ist Legasthenie eine Störung oder eine Begabung?

Laut Studie sehen 4 von 5 erfolgreichen Legasthenikern ihre legasthene Denkweise als Teil ihres Erfolges. Legasthene Menschen sind zumeist sehr intelligent (besonders im technischen und kreativen Bereich), hoch begabt und können Leistungen erbringen, an die andere nie herankommen können. Legasthene Gehirne sind jedoch anders „verkabelt“ – Informationen werden anders verarbeitet. Daraus resultieren Stärken und Herausforderungen.




Wo findet man Hilfe bei Legasthenie?

Bei uns finden Sie Hilfe. 

Die Ebene der Diagnose ist davon abhängig, an welchen Spezialisten sich die Eltern zuerst wenden, wenn ihr Kind Schwierigkeiten beim Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens hat. In der Regel sind es noch immer Psychologen oder Ärzte, da der Lehrer oftmals auch keinen Rat hat, wenn ein Kind verhaltensauffällig wird. Dabei ist zu beachten, dass eine Verhaltensauffälligkeit nicht immer die Ursache für die Schwierigkeiten beim Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens ist, sondern dass oftmals die Überforderung beim Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens eine Verhaltensauffälligkeit verursacht.

Wenn das Kind nicht auf pädagogisch-didaktische Weise durch einen Spezialisten gefördert wird, wird sich nichts ändern, auch wenn das Kind sämtliche Untersuchungen und Therapien erhalten hat. Fehldiagnostizierte Hyperaktivität oder Konzentrationsstörungen entstehen bei Kindern mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie sehr oft, weil diese oftmals eine Unruhe oder Unaufmerksamkeit zeigen, wenn sie schreiben, lesen und rechnen. Sobald sie etwas anderes machen, existieren diese Symptome nicht mehr. Nur ein kleiner Prozentsatz von legasthenen und dyskalkulen Kindern leiden zusätzlich an Hyperaktivität und/oder Konzentrationsstörungen.

Kinder haben ein Recht auf gezielte pädagogische Hilfe!

Die Diagnostik auf pädagogischer Ebene sollte die erste Anlaufstelle sein, wenn es Probleme beim Erlernen der Kultursprache gibt und ein Verdacht auf Legasthenie/LRS oder Dyskalkulie/Rechenschwäche besteht. Diplomierte Legasthenie- / Dyskalkulietrainer können in der Schule den Lehrern zur Seite stehen. Wenn pädagogische Hilfe verwehrt wird, kann es sein, dass sich Probleme manifestieren, die eine klinisch-psychiatrische Abklärung notwendig machen (Sekundärlegasthenie, -dyskalkulie). Gibt es bereits Diagnosen von Psychologen oder Medizinern, so wird der Trainer diese in seiner individuellen pädagogischen Förderung berücksichtigen.


Die Diagnostik auf psychologischer und medizinischer Ebene

Eine Abklärung ist erforderlich, wenn der pädagogische Trainer den Verdacht hat, dass eine Sekundärlegasthenie/-dyskalkulie vorliegt:

bei klinisch-psychiatrischen Faktoren (seelischen Problemen), physiologisch-neurologischen Faktoren (körperlichen Anomalien), entwicklungsbedingten Faktoren (Sprache, Motorik), intelligenzabhängigen Faktoren sowie abnormen psychosozialen Faktoren. Hier kann eine Intervention von Psychologen, Ärzten, Ergotherapeuten, Logopäden etc. notwendig sein. Diese Diagnosen sollten so gut wie möglich im pädagogischen Training berücksichtigt werden. Im Mittelpunkt der Tätigkeit von Diplomierten Legasthenie- / Dyskalkulietrainern steht die Förderung von betroffenen Kindern auf pädagogisch-didaktischer Ebene.


Wie erkenne ich eine Legasthenie?

Eine Legasthenie erkennt man, sobald die Kinder in der Schule das Schreiben erlernen. Durch die andere Informationsverarbeitung lernt ein legasthenes Kind auf eine andere Art! Ein diplomierter Legasthenietrainer kann auf pädagogischer Ebene anhand eines Testverfahrens eine eventuell vorliegende Legasthenie/LRS/Dyskalkulie feststellen. Das Kind kann zwar nicht von Legasthenie geheilt werden, es überwindet diese aber mit Hilfe einer pädagogisch-didaktischen Förderung! Es braucht zwar mehr Zeit, Motivation und Anerkennung sowie Lob als andere Kinder, ist aber genauso in der Lage, mit Hilfe des pädagogischen Trainings durch einen diplomierten Legasthenietrainer bzw. Dyskalkulietrainer die Kulturtechnik des Lesens, Schreibens und Rechnens zu erlernen!


Das Training bei Legasthenie oder LRS

Während man beim LRS-Kind durch vermehrtes Üben im Schreib- / Lesebereich und Interventionen in den Bereichen, welche seine LRS-Problematik hervorgerufen haben, zumeist gute Erfolge erzielen kann, wird man beim legasthenen Kind damit gleichsam scheitern. Legasthene / dyskalkule Kinder benötigen einerseits Verständnis und andererseits gezielte individuelle pädagogische Förderung. Die Eltern, Lehrer und bei Bedarf auch Spezialisten müssen miteingebunden werden. Bei mangelhafter Zusammenarbeit können psychosomatische Erkrankungen bis psychopathologische Erscheinungen auftreten und Lernfortschritte auf sich warten lassen. Bei bestehenden Sekundärproblematiken sollen weitere Spezialisten wie Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten etc. hinzugezogen werden.


Verständnis

Verständnis ist Voraussetzung, pädagogische Förderung ist bei Legasthenie aber unbedingt notwendig:

KIND: Das Kind mit Legasthenie muss verstehen, dass eine Kontrolle der Gedanken, ein Training seiner Sinneswahrnehmungen und ein konsequentes Arbeiten an den Fehlern erforderlich sind, um langfristige Lernfortschritte zu erreichen.

So bekommt es Selbstbewusstsein und weniger Selbstzweifel. Das Selbstwertgefühl sowie das richtige Werkzeug, um mit der anderen Sinneswahrnehmung umzugehen, ist ein wichtiger Schritt.

ELTERN: Nur wenn Eltern mit eingebunden werden, liebevoll Rücksicht nehmen und gelassener auf Misserfolge reagieren, können Schulerfolge einsetzen. Auch ein häusliches Training (Trainingsplan, Hilfestellung bei Lerntechniken wie z.B. Worterarbeitung) ist sehr wichtig.

LEHRER: Ein geduldiger Lehrer, der auch mit den gesetzlichen Voraussetzungen vertraut ist, soll dem Kind viel Verständnis entgegenbringen. Wenn der Lehrer kleine Fortschritte anerkennt und keine kränkenden Kommentare gibt, stärkt dies das Selbstvertrauen des Kindes. Da das Kind ein anderes Tempo als die Schulkollegen hat, wäre es wünschenswert, dass der Lehrer mit der Sprunghaftigkeit des Kindes und mit dessen zeitweiser Unaufmerksamkeit beim Schreiben, Lesen oder Rechnen gut umgehen kann, nur so kann ein Kind Lernfortschritte erzielen.

Ebenso wären ordentliche Klassenzimmer sowie nicht überladene Arbeitsblätter ein erster Schritt für ein Wohlbefinden der betroffenen Kinder.

TRAINER: Ein guter Spezialist mit gesichertem Fachwissen muss die individuellen Bedürfnisse des betroffenen Kindes berücksichtigen. Auch soll er die persönliche Entwicklungs- und Krankengeschichte des Kindes kennen. Auf dieser Basis kann der Diplomierte Legasthenietrainer bzw. Dyskalkulietrainer des EÖDL ein Förderkonzept mit integrativem Ansatz erstellen, um auf den jeweiligen Lernstand des Kindes einzugehen.